Chronik
Am 05.01.1969 trafen sich die Altersturner des TV Duchtlingen im
Umkleideraum der Turnhalle zu einer wichtigen Besprechung.
Zur Debatte standen die bevorstehende Fasnachtszeit sowie die
Anschaffung einer Symbolfigur, bezogen auf unser Dorf. Nach
erregter Diskussion schälte sich eine mehrheitliche Gruppe von
Befürwortern heraus, den hier im Ort früher angebauten
Herdöpfel „Bodensprenger“ als Fasnachtsfigur zu wählen.
Bereits an der Fasnacht 1969 fand dann die erste öffentliche Vor-
stellung der von Schnitzer Florian Schlosser aus Eigeltingen
entworfenen Maske statt. Der „Bodensprenger“, Sinnbild des ört-
lichen Herdöpfelanbaus, war geboren. Hinter seinem von
Knollen geformten Gesicht verstecken sich die furchterregenden
Wesen von Nachtfrau und Holibaus unserer Kindheit. Dies war
gleichzeitig die Geburtsstunde der Narrengruppe, hervorgegan-
gen aus der Altherrenriege des TV Duchtlingen.
Seit Bestehen der Gruppe hat die örtliche Fasnacht einen großen
Aufschwung erlebt. Sämtliche Figuren der Narrengruppe sind
dem Herdöpfelanbau entnommen. Sie verkörpern symbolisch
verschiedene Wachstumsperioden von der Saat bis zur Ernte.
Ein bleibender Bestandteil der Gruppe ist der originelle Bauer
mit Pflug und Zugtier, einer Kuh bestehend aus Häs und Maske.
Dazu gehören die Herdöpfelwieber mit Kindern, genannt Stup-
fer. Nicht fehlen darf der säbelschwingende Narrenpolizist mit
seiner klingenden Ortsschelle.
Auf die Narrenfahne ist der Bodensprenger gemalt, wie er mit
seinem enormen Wuchs den Ackerboden sprengt. Auch ein Mas-
kentanz ist Bestandteil des Brauchtums, welcher das Wachstum
der Herdöpfel in verschiedenen Bildern, begleitet von einer
schmissigen Melodie, zum Ausdruck bringt.
Bereits 1970 nahm die Narrengruppe an einem 1. Narrentreffen
in Böhringen teil. In den folgenden Jahren hat sie sich durch ihre
Mitwirkung an Umzügen innerhalb der Narrenvereinigung
Hegau-Bodensee bekannt gemacht. Ebenso war die örtliche Fas-
nachtszeit vom Schmutzigä Dunschtig bis Zieschtig ausgefüllt mit
Wecken nach dem „Betzitläuten“, Kuttelessen in der Linde, Nar-
renbaumsetzen, Hemdglonkerball, bunten Abenden, Tanzveran-
staltungen, Kindernachmittag mit Damenkaffee und
Schlussrummel mit Fasnetbeerdigung. Am Aschermittwoch ist
stets Aufräumen mit traditionellem Eieressen angesagt.
Seit Karfreitag 1976 sind die „Bodensprenger“ Mitglied des Ver-
eins Fasnachtsmuseum Langenstein e.V.
Am 10.01.1977 trennte sich die Narrengruppe vom TV Duchtlin-
gen. Ein Bodensprengerrat wurde ins Leben gerufen mit
Präsidenten, Sudelmeisterin, Säckelmeister und mehreren Rats-
mitgliedern. Erich Schoch, der von 1969 bis dato die Narren-
gruppe geführt hatte, gab das Zepter in die Hand von Kuno I.
(Kuno Graf) und wurde Vizepräsident.
Eine noch fehlende Vereinssatzung haben die Mitglieder am
11.11.1978 einstimmig genehmigt. Diese wurde 1987 neu ver-
fasst. In ihr ist die Gestaltung und Wahrung der Fasnacht sowie
Pflege und Förderung des örtlichen Brauchtums verankert.
1979 feierte die Narrengruppe ihr 10-jähriges Bestehen in Form
eines bunten Abends. Am Schluss dieser Veranstaltung wurde
der neu einstudierte Maskentanz aufgeführt und das ebenfalls
neue Bodenpsrengerlied kam zur Uraufführung.
Die feierliche und offizielle Aufnahme der Narrengruppe Boden-
sprenger in die Narrenvereinigung Hegau-Bodensee erfolgte am
30.01.1981. Patenverein ist der NV Pfiffikus aus Hilzingen.
1987 folgte die Eintragung als Verein beim Amtsgericht Singen.
Die Narrengruppe ist damit ein eingetragener Verein. 1992 wech-
selte das Präsidentenamt von Kuno I. auf Günter Tschacher,
welcher bis heute die Narrengruppe vorbildlich führt. Kuno Graf
wird für seine langjährige Verdienste zum Ehrenpräsidenten
ernannt.
Im Februar 1994 feierten die Bodensprenger ihr 25-jähriges
Bestehen mit einem großen Festwochenende. Das ganze Dorf
war in die Festvorbereitungen einbezogen. Der Höhepunkt der
Jubiläumstage war neben dem Dorfabend, bei dem alle Duchtlin-
ger Vereine mitwirkten, der riesige Jubiläumsumzug, der das
kleine Hegaudörfchen an den Rand der Kapazitäten und Möglich-
keiten brachte.
Nach vielen freiwillig geleisteten Arbeitsstunden und unter
großem finanziellen Aufwand konnte im August 1998 die neue
Zunftstube eingeweiht werden. Die ehemalige „Gfriere“ steht
seither allen Bodensprengern als neuer Gemeinschaftstreffpunkt
zur Verfügung.
Für die Herdöpfel-Wieber in der Narrengruppe wurde zum 33.
Jubiläum eine Holzmaske von Schnitzer V. Zupan (Volkertshau-
sen) neu entworfen und gestaltet. Somit erhält der Bodenspren-
ger noch eine Frauenmaske die 2002 vorgestellt wurde.
Drei Tage, vom 25.01 bis zum 27.01.2002 war das kleine Dorf
Duchtlingen im Hegau Narrenhochburg und stand Kopf. Anlass
war das 33-jährige Vereinsjubiläum der Narrengruppe Boden-
sprenger. Mit Ausnahme des Umzuges, der unter stürmischem
und regenreichem Wetter litt, waren alle Jubiläumsveranstaltun-
gen ein Zuschauer-Magnet.
Ihren 44. Geburtstag feierte die Narrengruppe Bodensprenger
mit einem Narrentag der Narrenvereinigung Hegau-Bodensee,
welcher vom 25. bis 27. Januar 2013 stattfand. Noch lange wird
hiervon der einzigartige Umzugsweg durch das Barzelt in guter
Erinnerung der Umzugsteilnehmer und -besucher bleiben.
Ihre ureigenste Aufgabe sehen die Bodensprenger darin, das
Brauchtum der Dorffasnacht zu fördern und immer wieder neu
zu gestalten.
Die jährliche 5. Jahreszeit steht im Mittelpunkt aller Vereinsbe-
mühungen. Mit Stolz kann darauf verwiesen werden, dass jeder
5. Duchtlinger Einwohner aktives Mitglied bei den Bodenspren-
ger ist. Die Narrengruppe verbindet Jung und Alt innerhalb der
Dorfgemeinschaft in idealer Weise. In vielen Familien machen
alle - Kinder, Mütter, Väter, Omas, Opas über 3 Generationen
hinweg - begeistert mit. Die Narrengruppe Bodensprenger hat
den großen Wunsch, dass dies auch in Zukunft in Duchtlingen so
sein möge.
© Narrengruppe Bodensprenger e.V. 2018